In diesem Eintrag stelle ich zwei Artikel vor, die auf
Abkommen mit Herkunftsländer setzen. Beide sehen massive Probleme für die EU,
wenn dies nicht gelingt.
"Wenn man wieder nichts hinbekommt, hat die EU ein
Riesenproblem"
Auf Abkommen mit den Herkunftsländern setzt der
Migrationsforscher Daniel Thym in einem Interview in der ZEIT. Thym unterstützt die Idee, Verfahren an den EU-Außengrenzen
durchzuführen. Da jeder Antrag individuell geprüft wird, bleibt das Asylrecht
im Kern erhalten. Ein Problem wird die Sekundärmigration, die Menschen die von
Spanien und Griechenland in andere Länder weiterreisen.
Quoten, Kontingente, Resettlement – und effektive Rückführungen
Thym kritisiert, dass das europäische Asylrecht recht
großzügig ist, andererseits alles unternommen wird, damit es möglichst niemand
in Anspruch nimmt. Durch die abschreckenden Maßnahmen findet eine unfaire
Selektion statt, da vor allem junge Männer kommen. Sein Vorschlag: schutzbedürftigen
Menschen über Quoten, Kontingente und Resettlement helfen. Parallel fordert er
effektive Rückführung ausreisepflichtiger Personen und legale Zugangswege.
Rechtliche Grundlagen
Thym betont die Unterschiede zwischen den Grundlagen: Die Genfer
Flüchtlingskonvention ist nicht so streng und deckt das Vorgehen der USA und Australiens
mit schnellen Verfahren und restriktiven Ma0nahmen ab. Der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte ist viel strenger, Er schützt auch Menschen vor
nichtstaatlicher Verfolgung und vor Bürgerkriegen. Obergrenzen sind nicht
möglich, sehr wohl aber Maßnahmen, dass weniger Menschen kommen.
Unterstützung für Italien und Griechenland
Thym fordert einheitliche und faire Verfahren an der Grenze.
Langfristig sollten EU-Behörden das Verfahren übernehmen, um Kleinstaaterei im
Innern und die Festung Europa nach außen zu verhindern.
Das deutsche Asyltheater zwischen Bund und Kommunen hilft
nur der AfD
Steffen Lüdke kritisiert im SPIEGEL
die Flüchtlingsdebatte zwischen Bund und Länder, die mit der Realität an der
EU-Außengrenze wenig zu tun hat – und am Ende nur der AfD hilft.
Falsche Versprechungen
Der tagelange Streit zwischen Bund und Ländern diente vor
allem einem Zweck: Das deutsche Publikum sollte offensichtlich den Eindruck
gewinnen, dass die hohe Zahl von Asylbewerbern endlich reduziert würde. Bereits
jetzt ist Europa eingezäunt, Asylsuchende werden in Griechenland und Kroatien
brutal zurückgedrängt. Die Forderung nach einem „physischen Schutz der
Außengrenze“ erscheint hier bemerkenswert ahnungslos.
Alte und unrealistische Vorschläge
Einige der diskutierten Vorschläge sind alt – und nicht realistisch,
wie der Gedanke ein Land mitten in Europa durch Grenzkontrollen abzuschotten. Auch
der Vorschlag einer spezialisierten Einheit für Rückforderungen ist nicht
zielführend, denn Abschiebungen scheitern in der Regel an den Herkunftsstaaten.
„Das deutsche Asyltheater wird enttäuschte Wählerinnen und Wähler hinterlassen.
Am Ende dürfte es einmal mehr nur die AfD stärken.“
Gemeinsame europäische Migrationspolitik ist notwendig
Die EU-Kommission hat bereits vor zwei Jahren Schnellverfahren
an der Außengrenze vorgeschlagen. Der Autor hält es aber für unwahrscheinlich, wenn
sich die Europäer auf eine gemeinsame Position finden. Die Mittelmeerstaaten
dürften den Asylverfahren an ihren Grenzen nicht zustimmen, die Herkunftsländer
werden die abgelehnten Asylbewerber nicht zurücknehmen. Dennoch wären diese
Abkommen wichtig: Deutschland ermöglicht mehr legale Einwanderung, dafür nehmen
die Partnerstaaten abgelehnte Asylbewerber zurück.
Migrationsdiplomatie ist mühselig
Die Verhandlungen sind schwierig, das Angebot an die
Aufnahmestaaten muss so gut sein, dass die Abkommen nicht bei jedem
Stimmungswechsel in sich zusammenfallen. „Gerade deshalb bräuchte es das,
worauf der Kanzler normalerweise besonders stolz ist: effiziente Arbeit hinter
den Kulissen – und weniger Theater.“