Donnerstag, 8. März 2018

Abgesang auf Amerika - und den Westen

Ein düsteres Bild von den USA, dem Westen und Europa zeichnet der ehemalige Außenminister Joschka Fischer in Beiträgen für die ZEIT und der Süddeutschen Zeitung.

In Abgesang auf Amerika stellt Fischer die These auf, dass Trump mit seinem Versprechen, die USA zu neuer Größe zu führen, den Westen an den Abgrund zieht:

Trump hat Erfolg, weil er das System angreift – Kompromisse ausgeschlossen

Trump kandidierte mit einem offen nationalistischen Wahlprogramm: "America first!", ein politischer Slogan, der in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts von amerikanischen Faschisten, radikalen Isolationisten und Sympathisanten Nazi-Deutschlands verwandt wurde. Trump ist gegen das "System" angetreten und hat gegen alle Vorhersagen und gegen das System gewonnen.
Er hat damit durchaus Erfolg, so Fischer. Anders als bei der Innenpolitik, ist er in der Außenpolitik machtvoll: Dort verfügt der US-Präsident über weitgehende Machtbefugnisse, insofern wird der Wahlsieg von Trump vor allem dort seinen Niederschlag find

Eine existenzielle Bedrohung für den Westen

Wenn sich die USA nun unter Trump ernsthaft daranmachen, sich von ihrer globalen Führungsrolle, … zu verabschieden – zugunsten einer überwiegend auf einen engen Egoismus von sehr kurz gefassten nationalen Interessen basierenden Rolle –, so wird ein solcher Schritt sehr ernste Auswirkungen für die Stabilität des internationalen Systems und für die Zukunft des Westens insgesamt haben. Im Klartext: Sollte die US-Außenpolitik unter Trump zum Risikofaktor werden, dann wird das gesamte System nicht mehr funktionieren.

Ähnlich argumentiert er in „Das Ende des Westens“ in der Süddeutschen Zeitung:  Die USA wollen nicht mehr Sicherheitsgarant des Wesens sein, ohne die USA jedoch – so Fischer – kann der Westen nicht überdauern. Man soll sich aber keine Illusionen machen - ohne die USA in der Führungsrolle wird der Westen in seiner bisherigen Form nicht überdauern.

Europa kann diese Führungsrolle nicht übernehmen

Für Fischer ist Europa viel zu schwach und zu zerrissen, um die Führungsrolle zu übernehmen. Und so wird die westliche Welt, wie wir sie kannten, vor unseren Augen versinken.

Vielleicht hört sich das alles zu sehr nach Weltuntergang an, die grundsätzliche Analyse - Trump ist unberechenbar und nur auf sein Klientel fixiert und Europa ist zu schwach für ernsthafte Alternativen – ist aber wohl zutreffend.