Freitag, 22. Juni 2018

Der afrikanische Fluch?


In zwei Dossiers hat sich die ZEIT mit der Situation in Afrika beschäftigt.

Der afrikanische Fluch

Im Dossier Der afrikanische Fluch gehen Bastian Berbner, Malte Henk und Wolfgang Uchatius der Frage nach, warum so viele Menschen aus Afrika ihre Heimat verlassen wollte.
In ihren eindrucksvollen Berichten über Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Kamerun, Äthiopien und Botswana zeigen sie die gigantischen Unterschiede in der Entwicklung auf. Während die Zustände in einigen Ländern katastrophal ist, haben andere Staaten eine ganz erstaunliche Entwicklung hinter sich gebracht.
Als ein Erfolgsbeispiel beschreiben die Autoren Botswana, ein Land, das eine sowohl wirtschaftlich als auch politisch erfreuliche Entwicklung genommen hat: Die Einkünfte aus den Diamanten-Verkäufen wurden in die Entwicklung des eigenen Landes gesteckt, es herrscht eine demokratische Stammeskultur.

Bericht zu kurz gegriffen?

Scharfe Kritik an diesem Artikel kommt von Alexander von Paleke, der den Artikel in seinem Blog als zu „kurz gegriffen“ bezeichnet. Das Dossier benennt wichtige Ursachen für die Misere nicht, die ein schlechtes Licht gerade auf den Westen werfen,  insbesondere die Kriege auf dem afrikanischen Kontinent, in die der Westen direkt und indirekt stark verwickelt war. Die brutalsten Kriege fanden, anders als uns der Artikel glauben machen will, insbesondere auch von der Zahl der Opfer her, nicht in Westafrika statt, sondern in Angola und in der Demokratischen Republik Kongo. Millionen starben dort in sogenannten Stellvertreterkriegen.
Auch das Erfolgsbeispiel Botswana sieht er differenzierter. Diamanten sind kein strategischer Rohstoff, sondern ein nettes Anhängsel für die Reichen und berühmten. Dank eines Kartells konnte Botswana verhindern, dass Diamanten wie andere Produkte zu Schleuderpreisen auf dem Weltmarkt angeboten werden.

Wir brauchen einen afrikanischen Frühling

Im zweiten Teil Wir brauchen einen afrikanischen Frühling kommen verschiedene Expert/innen zu Wort. Die Überschriften zeigen, worum es geht. Hier sprechen die Zwischenüberschriften für sich.
"Wir brauchen einen afrikanischen Frühling"
"In Afrika gibt es keine Gegner, da gibt es nur Feinde"
"Viele Unternehmen haben ein negatives Bild des Kontinents"
"Die Menschen begreifen sich viel zu wenig als Gemeinschaft"
"Die Afrikaner müssen sich ihre Zukunft aus eigener Kraft erkämpfen!"

Auch diesen Teil kann ich sehr zur Lektüre empfehlen.

Freitag, 8. Juni 2018

Guckt euch doch mal an - ist Deutschland (mit)schuld am schlechten Ruf?

In der ZEIT haben Marc Brost, Matthias Krupa und Petra Pinzler einen interessanten Artikel geschrieben: Guckt euch doch mal an. Die These: Die Deutschen sind nicht schuldlos an der Wut, die ihnen entgegenschlägt.

Die Ereignisse vom Sommer und Herbst 2015


Die Ereignisse um die Griechenland-Rettung im Juni und die Aufnahme der Flüchtlinge im September 2015 stehen dafür exemplarisch – so die Autoren: 

Im Juni 2015 zum Beispiel hat die Europäische Union, angetrieben von der deutschen Regierung, den Griechen ein rigoroses Sparprogramm aufgedrückt. Für die Deutschen war das bloß die Exekution ihrer Prinzipien, für den gesamten Süden der EU war es: deutsche Dominanz. Nur sieben Wochen später, am 4. September, beschloss die Bundesregierung über Nacht, die europäische Flüchtlingspolitik auf den Kopf zu stellen. Für die Deutschen war das angewandter Humanismus, für viele andere war es: deutsche Dominanz. Und doch gelang es der Berliner Politik und der Öffentlichkeit in jenem schicksalhaften Sommer problemlos, zu abstrahieren. Wo die anderen einen Zusammenhang sahen, erkannte man hierzulande bloß zwei disparate Krisen.

Deutschland ist Spitzenreiter bei Vertragsverletzungen 


Ein weiteres Problem, das die Autoren ansprechen: Deutschland hat europaweit die meisten Vertragsverletzungsverfahren – v.a. im Bereich Umwelt. „Zur Selbstgerechtigkeit kommt deshalb nicht selten der Vorwurf moralischen Hochmuts. In der Flüchtlingspolitik genauso wie beim Klimaschutz.

Über eigene Fehler nachdenken

Deshalb kann ich auch die abschließende Forderung voll nachvollziehen: über eigene Fehler nachdenken!

Würde Deutschland also die Kritik der Nachbarn nicht immer gleich vom Tisch wischen und die Widersprüche der eigenen Positionen zur Kenntnis nehmen und, mit anderen Worten, anfangen, über seine eigenen Fehler nachzudenken, statt Hausaufgaben zu verteilen – dann würde das Europa und die Europäische Union schon sehr verändern.