Die Ereignisse vom Sommer und Herbst 2015
Die Ereignisse um die Griechenland-Rettung im Juni und die
Aufnahme der Flüchtlinge im September 2015 stehen dafür exemplarisch – so die Autoren:
Im Juni 2015 zum Beispiel hat die Europäische Union, angetrieben von der deutschen Regierung, den Griechen ein rigoroses Sparprogramm aufgedrückt. Für die Deutschen war das bloß die Exekution ihrer Prinzipien, für den gesamten Süden der EU war es: deutsche Dominanz. Nur sieben Wochen später, am 4. September, beschloss die Bundesregierung über Nacht, die europäische Flüchtlingspolitik auf den Kopf zu stellen. Für die Deutschen war das angewandter Humanismus, für viele andere war es: deutsche Dominanz. Und doch gelang es der Berliner Politik und der Öffentlichkeit in jenem schicksalhaften Sommer problemlos, zu abstrahieren. Wo die anderen einen Zusammenhang sahen, erkannte man hierzulande bloß zwei disparate Krisen.
Deutschland ist Spitzenreiter bei Vertragsverletzungen
Ein weiteres Problem, das die Autoren ansprechen: Deutschland hat europaweit die meisten Vertragsverletzungsverfahren – v.a. im Bereich Umwelt. „Zur Selbstgerechtigkeit kommt deshalb nicht selten der Vorwurf moralischen Hochmuts. In der Flüchtlingspolitik genauso wie beim Klimaschutz.
Über eigene Fehler nachdenken
Deshalb kann ich auch die abschließende Forderung voll nachvollziehen: über eigene Fehler nachdenken!
Würde Deutschland also die Kritik der Nachbarn nicht immer gleich vom Tisch wischen und die Widersprüche der eigenen Positionen zur Kenntnis nehmen und, mit anderen Worten, anfangen, über seine eigenen Fehler nachzudenken, statt Hausaufgaben zu verteilen – dann würde das Europa und die Europäische Union schon sehr verändern.