Nach dem Ukraines Präsident Selenskyj von Donald Trump rüde abgewiesen wurde, stellt die ZEIT die Frage, ob die EU alleine die Ukraine retten kann. Heinrich Wefing sagt ja, denn wir es nicht versuchen, riskieren wir unsere eigene Sicherheit. Nein sagt Martin Machowecz, wir müssen uns auf unsere eigene Verteidigung konzentrieren.
Wir müssen es versuchen
Heinrich Wefing argumentiert, dass es Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten in Europa versuchen muss – für die eigene Sicherheit.
Mehr Menschen und mehr Wirtschaftskraft als Russland
Putins Angriff und Trumps Ausfall haben die Europäer geschockt – und zusammengeschweißt. Sie haben sich auf ein gigantisches Paket geeinigt und versprechen Truppen zu stellen. Europa ist nicht machtlos: 500 Millionen EU-Bürgern stehen 140 Millionen Russen gegenüber. Die Wirtschaftsleistung des Halbkontinents ist fast zehnmal größer als die Russlands.
Unsicherer Erfolg, aber keine andere Option
Der Erfolg ist nicht sicher, aber es gibt keine anderen Optionen: Die Europäer werden nicht alles ersetzen können, vor allem bei der Luftverteidigung. Von den Ukrainern kann man das Improvisieren lernen. Zu Beginn haben sie mit Drohnen aus dem Baumarkt operiert, jetzt haben sie eine der effizientesten Drohnen-Armeen der Welt. Die ukrainischen Truppen erkämpfen uns Zeit, um kriegsfähig zu werden. Wer jetzt die Ukraine preisgibt, kapituliert vor Putin und vor Trump – es wäre ein politisches und moralisches Debakel für Europa. Millionen Menschen würden sich auf den Weg in den Westen machen – und kampferprobte russische Truppen stünden an der Grenze zu Polen.
Deutschland und Europa müssen sich auf ihre eigene Verteidigung konzentrieren.
Martin Machowecz argumentiert, dass Europa ohne die USA nicht retten kann. Wir müssen erst die Bundeswehr und ganz Europa aufrüsten-
Diese Antwort fällt ihm schwer, da er die Ukraine den Russen nicht zum Fraß vorwerfen will. Es muss in erster Linie sein Militär stärken. Die Waffenlieferungen ohne direkte Beteiligung haben geholfen, Russland lange nicht gewinnen zu lassen. Doch ohne die Amerikaner wird es immer schwerer. Die Amerikaner haben mit 64 Milliarden Euro mehr unterstützt als die Europäer zusammen – außerdem drohen sie mit dem Austritt aus der NATO
Gleichzeitig aufrüsten und Ukraine unterstützen funktioniert nicht
Für den Autor widersprechen sich zwei Ziele: Einerseits dafür zu sorgen, dass auch in 20 Jahre noch ein liberales Europa existiert, andererseits, der Ukraine maximale Geländegewinne zu ermöglichen.
Sein Vorschlag: Deutschland und Europa rüsten auf, um militärisch stark zu werden. Gleichzeitig sollte schnellstmöglich ein bestmöglicher Friedensschluss für die Ukraine gefunden werden.
Es dauert einige Jahre, die Bundeswehr zu ertüchtigen, dies würde die Russen und die Amerikaner beeindrucken. Die letzten funktionsfähigen Leopard-Panzer in die Ukraine zu bringen könnte die Angst verstärkt, in den Krieg hineingezogen zu werden.
Die Folgerung für den Autor: Sosehr es die Ukraine verdient hätte, es ist zu befürchten: Deutschland und Europa können sie allein nicht retten.