Ich habe mich schon in mehreren Beiträgen mit der Finanzkrise beschäftigt. In diesem Beitrag möchte Argumente von Hans-Werner Sinn und Thomas Fricke vorstellen.
Die Geldschwemme der EZB
Ein Video auf Focus zeigt die Argumentation von Hans-Werner Sinn: Seit Jahren kauft die Europäische Zentralbank massiv Staatsanleihen auf, damit sich die Staaten weiter günstig verschulden können und Geld in Umlauf kommt.
Sinn zeigt auf, dass sich durch die Geldmenge M0, das Bargeld bei Banken und Nichtbanken und die Girokonten der Geschäftsbanken bei den Zentralbanken, sehr stark gestiegen aus. Bis Juni 2021 geht er von 6 Billionen Euro aus. Die Geldmenge M1 – das Bargeld außerhalb der Banken und die Sichteinlagen bei den Banken - sind dagegen kaum gestiegen – Sinn sieht hier eine Liquiditätsfalle.
Kommt jetzt die Inflation?
Anders als der Titel im Fokus suggeriert, formuliert Sinn sehr vorsichtig, in dem er über die Zeit nach Corona sinniert:
Corona ist überwunden, die Weltwirtschaft zieht allmählich an, die Produktionskapazitäten ist lädiert, die Ölpreise steigen, und es ergibt sich eine Lohn-Preis-Spirale. Die Inflationserwartungen ändern sich, Konsumgüterkäufe werden vorgezogen, die Inflation beginnt zu traben, und aus dem Trab wird ein Galopp.
Ein Grund: Die EZB kann nicht mehr den Rückwärtsgang einlegen, denn wenn sie die Staatsanleihen wieder verkaufen würden, würde das die Krisenländer in Gefahr bringen.
Niedrige Zinsen – es wird zu viel gespart und zu wenig nachgefragt
Thomas Fricke hält eine Hyperinflation für unwahrscheinlich, wie er bereits 2019 im SPIEGEL ausgeführt hat. Gründe für die niedrigen Zinsen sieht er darin, dass zu viel gespart wird: Babyboomer konsumieren weniger und sparen mehr, außerdem gibt es viele Reiche, die sparen und Geld nicht ausgeben (können). Es wird auch zu wenig nachgefragt: Digitale Wirtschaft benötigt weniger Kapital, Wirtschaft investiert weniger. Seit der Finanzkrise haben Staaten zu wenig investiert.