Während man bei der Türkei noch fragen kann, ob sie aufgrund geographischer Lage überhaupt ein Beitritt gerechtfertigt ist, ist die Frage der Zugehörigkeit zu Europa bei den Westbalkan-Staaten eindeutig.
Länder, die ihre Hoffnung auf Europa richten
In einem Dossier in der Süddeutschen Zeitung, das auch online aufgerufen werden kann, berichten die Reporter über ihre Reise durch sechs Länder, die ihre Hoffnung auf Europa richten – und die vielleicht auch Europa Hoffnung geben könnten.Die Beitrittskandidaten
Neben den anschaulichen Erzählungen sind auch die politischen und ökonomischen Daten interessant:Laufende Verhandlungen
Bei zwei Ländern laufen die Verhandlungen bereits, 2025 ist das Zieljahr für den Beitritt.Serbien
Einwohner: 7 Millionen
Durchschnittsalter: 42,9 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 12 159 Euro pro Kopf
Montenegro
Einwohner: 623 000
Durchschnittsalter: 37,7 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 14 052 Euro pro Kopf
Kandidatenstatus
Zwei weitere Länder haben den Kandidatenstatus, es laufen aber noch keine VerhandlungenMazedonien
Einwohner: 2,1 Millionen
Durchschnittsalter: 37,4 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 12 316 Euro pro Kopf
Albanien
Einwohner: 2,9 Millionen
Durchschnittsalter: 36,2 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 9612 Euro pro Kopf
Potentielle Kandidaten
Zwei Länder sind potentielle Kandidaten – sie haben sicherlich noch einen weiten Weg vor sichKosovo
Einwohner: 2,9 Millionen
Durchschnittsalter: 36,2 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 9611 Euro pro Kopf
Bosnien-Herzegowina
Einwohner: 3,5 Millionen
Durchschnittsalter: 40,9 Jahre
Bruttoinlandsprodukt: 9245 Euro pro Kopf
Westbalkan-Staaten aufnehmen - trotz aller Probleme
Allein der Vergleich zum durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt der EU (32.700 Euro im Durch-schnitt – von 92.800 in Luxemburg bis Bulgarien 7100 Euro) zeigen die Probleme.Peter Münch argumentiert in einem Kommentar für die Süddeutsche, dass die EU trotz aller Schwierigkeiten die Länder auf dem Westbalkan nicht weiter hinhalten darf.
Mit der Hoffnung wird gegenüber den Balkanstaaten bereits seit 2003 Politik gemacht. Damals wurde ihnen bei einem Treffen in Thessaloniki schriftlich zugesichert, dass ihre "Zukunft in der Europäischen Union liegt".
Wenn wir uns nicht kümmern, machen es andere
Zurecht verweist Münch darauf, dass die EU längst nicht die einzige Kraft ist, die auf dem Balkan präsent ist:Russland, die Türkei und auch China zeigen zunehmend Flagge, sichern sich Zugriff auf Märkte, investieren in die Infrastruktur und bauen ihren politischen Einfluss aus.
Die EU-Erweiterung in Richtung Balkan ist also kein Gnadenakt, sondern eine geopolitische Notwendigkeit, wenn es die EU ernst meint mit ihrem Anspruch auf eine friedliche Vereinigung des Kontinents.