Donnerstag, 29. Juni 2017

Macron – der Retter Europas

Die Wahl Emmanuel Macron zum französischen Präsident und der Durchmarsch seiner Partei Republique en Marche bei den Parlamentswahlen grenzt wirklich an ein Wunder.
Innerhalb kurzer Zeit schafft es ein junger Mann das komplette französische System auf den Kopf zu stellen. Neben den unbestreitbaren Fähigkeiten Macrons sagt dies natürlich auch einiges über die bisher dominierenden Parteien der Sozialisten und Konservativen.

Die Rettung Europas?

Nicht auszudenken, wenn bei der Stichwahl Marine Le Pen gewonnen hätte. Während der Austritt von Großbritannien zwar schmerzhaft, aber verkraftbar ist, hätte ein Austritt Frankreichs wohl ein Ende der EU bedeutet.
Angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung muss man zugestehen, dass viele Franzosen keinen von beiden wollten, dennoch hat er sich eine Chance verdient – dies gilt innen- als auch außenpolitisch.

Große Freude und viele Ratschläge aus Deutschland 

Interessanterweise waren auch in Deutschland alle Politiker begeistert, obwohl streng genommen die Schwesterparteien von SPD und CDU eine desaströse Niederlage einstecken mussten.
Ebenso interessant fand ich die vielen Tipps, die er gleich mal bekommen hat. Da wurden dann auch Vorschläge abgelehnt, die er im Falle der Eurobonds so gar nicht gemacht hat.
Diese Arroganz finde nicht nur ich sehr ärgerlich.
Stefan Kuzmany bringt es im SPIEGEL vom 13. Mai 2017 auf den Punkt: 
Wer aber jetzt gemeinsame europäische Anleihen, die sogenannten Eurobonds, kategorisch ausschließt, wer sich jetzt einer gemeinsamen europäischen Wirtschaftspolitik verweigert, einem vom EU-Parlament kontrollierten Budget, also einer tatsächlichen Zusammenarbeit, der darf sich nicht wundern, wenn bald immer mehr Europäer das deutsche Spardiktat satthaben, wenn immer mehr Wähler die EU als ein System der Gängelung betrachten, das es zu zerschlagen gilt.
Wer jetzt eine grundlegende Reform der EU verhindert, der wird bald gar keine EU mehr haben - sondern wieder einen Kontinent voller Nationen, die nur das eigene Fortkommen im Sinn haben, und sei es am Ende wieder mit Gewalt. Das darf nicht geschehen.


Sollen wir für Frankreich zahlen?

Lesenswert auch ein Beitrag in der ZEIT zur Frage, ob wir für Frankreich zahlen sollen:
Für die Pro-Seite wird gefordert, Macron zu unterstützen, damit er Frankreich reformieren und damit die EU retten kann. Die Contra-Seite hält mehr Geld und mehr Macht für Brüssel für den falschen Ansatz und fordert zuerst mal Reformen in Frankreich.
Den Beitrag steht auch auf ZEIT ONLINE.